v.Chr.–1000 1000–1500 1500–1700 1700–1900 1900–2002
v. Chr. bis 1000
Im Gebiet des heutigen Cöpenick lebten
seit Urzeiten Menschen. Die älteste Siedlung war um 8000 – 3000 v. Chr. auf dem
Schmöckwitzer Forstacker, ebenso auf dem Schmöckwitzer Werder und am Ufer des
Crossinsees. Die Nahrung war damals hauptsächlich Fisch, Standwild und
Wildschwein.
3000 – 1800 v. Chr. wurden hier die
ersten urgesellschaftlichen Menschenverbände ansässig. Sie besaßen
handwerkliche Tätigkeiten und betrieben Vorratswirtschaft. Bodenfunde in
Schmöckwitz, auf dem großen Rohrwall, Seddinwall, Karolinenhof, Müggelberge,
rund um Cöpenick und in Rahnsdorf, zeigen eine vermehrte Siedlungstätigkeit zu
dieser Zeit.
Bodenfunde aus Spindlersfeld (1892)
zeigen die Fähigkeiten der damaligen Siedler.
Im Gebiet des heutigen Cöpenicker
Ortsteiles Hirschgarten siedelten damals Germanen, diese schlossen sich aber
der Völkerwanderung ins Römische Reich an.
Zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert
siedelten sich Slawen an. Siedlungen bestanden in Cöpenick (Dahmeinsel/heutige
Schlossinsel, Vollkropf, Schmetterlingshorst), Müggelheim (Caniswall, Zasing,
Pelzlake), Grünau (Großer Rohrwall), Schmöckwitz (Försteracker, Seddinwall,
Kleiner Rohrwall, Dommelwall). Das damalige Stammesgebiet dehnte sich bis zum
heutigen Treptow, Wartenberg, Marzahn, Mittenwalde und Zossen aus.
Die Slawen wurden
Zpriauuni (Sprewanen, Spreeanwohner) genannt. In Cöpenick bildete sich der
beherrschende Stammesmittelpunkt. Die Hauptburg bestand bereits im 7.
Jahrhundert auf der Südspitze der Dahmeinsel. Sie war eine Ringwallanlage von
50 m Durchmesser. Sie brannte Anfang des 10. Jahrhundert vollständig ab und
wurde neu errichtet.
Ebenfalls im 10. Jahrhundert fanden
Eroberungskriege der deutschen Könige gegen die Westslawen im Gebiet zwischen
Elbe und Oder statt.
Daraufhin wurde Cöpenick im Jahr 948 mit
der Gründung des Bistums Brandenburg unterworfen, es gehörte nun zum slawischen
Spreegau und wurde dem Sprengel des Bistum Brandenburg zugeordnet. Daraus
resultierten Abgaben, die von den neuen geistlichen Institutionen erhoben
wurden. Die deutsche Amtsgewalt hielt sich allerdings nur 40 Jahre, dann wurde
sie beim Lutizenaufstand (Zusammenschluss mehrerer slawischer Stämme und
anschließender Kampf gegen die Amtsgewalt durch den Lutizenbund) wieder
abgeschüttelt.
Die Wallburg auf der Dahmeinsel überstand
den Aufstand im Jahre 983, wurde aber um das Jahr 1000 zerstört. Vermutlich
durch die Ereignisse während der Macht
der polnischen Monarchen Miezko I. und Boleslaw I. Chobry.
Cöpenick befand sich vermutlich ab dem Jahr 1000 in polnischen Händen.
1000 bis 1500
Im 11. und 12. Jahrhundert bestanden auf
der Dahmeinsel nacheinander große Burganlagen. Die alte slawische Anlage aus
dem 7. Jahrhundert wurde eingeebnet und eine neue gebaut. Diese nahm mit einer
Fläche von 230 x 60 m die gesamte Insel
ein. Diese Burg bestand ohne Zerstörung 150 Jahre.
In der Burg befand sich der Fürstensitz
und eine lückenlos bebaute Handwerkssiedlung. Die slawischen Landherren mussten
Abgaben an den Fürsten liefern. Die Abgaben waren Naturalien in Form von z.B.
Hirse, Hafer und Fisch.
Namentlich ist der slawische Fürst Jacza
de Copnic überliefert. Er war im Jahr 1150 das politische Oberhaupt des
Spreegaus.
Der Fürst ließ sich seine eigenen Münzen
prägen. Eine seiner Münzen zeigt ihn auf einem Torgebäude zwischen 2 Türmen.
Dies ist ein Hinweis auf Umbauarbeiten an
der Burganlage während seiner Herrschaft. Die Herrschaft endete jedoch
spätestens im Jahr 1180 - wie dies geschah ist nicht überliefert.
Durch die günstige geographische Lage
Cöpenicks am Zusammenfluss von Dahme und Spree, kam es oft zu kriegerischen
Auseinandersetzungen, in die Cöpenick meist verwickelt wurde.
Die Burg wurde bei Kämpfen zwischen den
Pommernherzögen und Meißner Wettiner zerstört. Über die Verhältnisse in
Cöpenick zu dieser Zeit (um 1200) ist nichts bekannt.
Konrad II, Markgraf von Meißen und der
Niederlausitz, unterwarf Cöpenick. Er stellte im Februar 1209 eine Urkunde aus,
in der Cöpenick das erste mal erwähnt wird, namens: copnic. (copnic =
Ansiedlung auf einem Hügel)
Im Sommer 1240 fand in Cöpenick ein verheerender
Krieg um die Vorherrschaft auf dem Teltow, insbesondere um die Burg Cöpenick
und Mittenwalde statt. Aus diesem Krieg gingen die Brandenburger als Sieger
hervor. Sie erbauten sofort eine askianische Feste, um die Passstelle an der
westöstlichen Heer- und Handelsstraße zu sichern. Dort hielt sich dann ständig
ein Vogt der Lokalverwaltung auf. In diesem Zusammenhang wird 1245 erstmals
Heinrich, advocatus de copenic, urkundlich erwähnt.
Um 1240 begann die Entstehung der
Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Altstadt. Es war eine Bürgersiedlung mit
Kirche und Friedhof. Die Siedlung war ca. 400 x 600 m groß und wurde am Ufer
der Spree auf Sand errichtet. Es ist heute etwa das Gebiet der Straße
Alt-Köpenick.
Nach 1240 wurde die slawische Bevölkerung
von der Dahmeinsel vertrieben und auf dem als Straßendorf angelegten Kietz
angesiedelt.
Der Name Kietz ist auf die slawische
Bezeichnung „chyca“, für Fischerhütte, zurückzuführen. Es war der dritte
Siedlungsteil Cöpenicks und entwickelte sich zur größten mittelalterlichen
Fischersiedlung in der Mark Brandenburg. Der Kietz war bis 1898 ein
eigenständiges Dorf mit Gemeindeverwaltung.
Die Siedler hatten durch Ihre Vertreibung
keine Nachteile. Sie standen im Schutz der Burg und erwarben alle gleich große
Kleinhöfe, diese waren erblich, ebenfalls bekamen sie Nutzungsrechte für
Gewässer.
Um 1300 wurde die Altstadt-Siedlung, nach
Verfüllung eines moorigen Dahmearmes der die Altstadtinsel in 2 Teile spaltete,
in Richtung Alter Markt ausgedehnt. Schließlich wurde die gesamte Altstadtinsel
besiedelt. Eine Verbindung zum Festland existierte nur in Form von 2
Holzbrücken. Im Jahr 1323 trat Cöpenick dem Mittelmärkischen Städtebund, zur
Abwehr des Raubrittertums, bei.
Ab dem Jahr 1325 war Cöpenick eine Stadt,
bis dahin nur ein Marktflecken. Das Stadtsiegel war beschriftet mit Sigillum
Civitatis Copenic.
Seit dem Jahr 1381 besaß Cöpenick eine
Stadtverfassung mit dem Inhalt, dass ein städtischer Rat gewählt wurde, von dem
der Bürgermeister (jeweils für ein Jahr) bestimmt wurde.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde die
gesamte Stadt Cöpenick, mit Insel, Altstadt und Kietz als Pfandobjekt hin und
her gereicht. Zeitweilige Besitzer waren z.B. Claus von Bismarck, Hans und
Ulrich von Biberstein, Otto von Lossow und die Stadt Berlin.
Am 13. April 1409 befreite der damalige
Besitzer der Stadt, Dietrich von Quitzow (okkupierte die Burg von 1406 – 1410), Cöpenick vom Vogteigericht.
Das heißt, der Rat besaß nun volle Gerichtshoheit für alle Streit- und Straffälle der Bürger.
Ab 1424 bekam Cöpenick vom Kurfürst
Friedrich I., die erweiterte Markterlaubnis. Es wurden dann jeweils Montags der
Wochenmarkt und im Oktober der Jahrmarkt abgehalten.
Die erste Handwerksinnung Cöpenicks war
die der Imker, sie entstand im Jahr 1451.
Am 31. August 1481 fand in Cöpenick zum
ersten mal der „Cöpenicker Grenzenzug“ statt. Die Kietzer Fischer durften, per
Vetrag vom 31.8. 1481, in umliegenden Gewässern fischen. Dies war der Anlass
für dieses Volksfest. (Es fand 1874 zum letzten mal statt.)
Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Stadt
Cöpenick auf den Kurmärkischen Landtagen durch die benachbarte Stadt Cölln
vertreten.
Das Amt Cöpenick wurde im Jahr 1513 gegründet. Sein Sitz war auf der Cöpenicker
Burg. Es beinhaltete die Finanz- und Domänenverwaltung, sowie landespolizeiliche
Befugnisse. Unter Amtsverwaltung standen unter anderem Mühlen, Weinberge, Seen,
Wälder und Wiesen. Die Bewohner mussten für das Amt bei der Bewirtschaftung
Arbeitsdienste unterschiedlichster Art leisten, bekamen dafür aber nur Kost.
Das Amt Cöpenick blieb bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts bestehen.
Am 21.6. 1478 zerstört ein Großbrand die
Stadt Cöpenick völlig. Daraufhin erteilte Markgraf Johann einen
Schuldenaufschub von 8 Jahren.
1500 bis 1700
Kurfürst Joachim II. führte Cöpenick im
Jahre 1541 der Reformation, vom katholischen zum evangelisch-lutherischen
Bekenntnis, zu. Er errichtete eine allgemeine Kirchenkasse, zog die Einkünfte
aus den 6 Altären der Laurentiuskirche ein und trug diese in das Ratsbuch der
Stadt als Guthaben ein.
In den Jahren 1558 – 1571 wurde auf der
Dahmeinsel ein Jagdschloss errichtet.
Geplant wurde dieses von Kurfürst Joachim II. und vollendet von
Baumeister Zacharias.
Dem kurfürstlichen Jagdrevier wurden ein
Teil des Dorfes Schmöckwitz, der gesamte Schmöckwitzer Werder, die Müggelberge
und die Hälfte des Müggelwerders zugeschlagen. Dadurch verlor die Stadt
Cöpenick wertvolle Bau- und Brennholzressourcen.
Am 3. Januar 1571 starb Kurfürst Joachim
II. unerwartet plötzlich im Schloss. Sein Leibarzt Lippold, ein jüdischer Arzt,
wurde des Giftmordes bezichtigt. 1573 wurde er grausam hingerichtet. Dieser
Justizmord steht am Beginn der Judenverfolgung, in dessen Folge alle Juden bis
1671 aus der Mark Brandenburg ausgesperrt wurden.
1617 gab sich der Rat der Stadt Cöpenick
eine neue Verfassung.
In den Jahren 1618 – 1648 wütete in
Europa der 30-jährige Krieg mit drastischen Auswirkungen auf Cöpenick.
Schwedische, Dänische, Kaiserliche und Kurfürstliche Truppen plünderten
Cöpenick. Des weiteren erfolgten Einquartierungslasten und Kontributionen, die
die Stadt Cöpenick finanziell stark belasteten.
1631 hatte der Schwedenkönig Gustav Adolf
sein Quartier im Schloss, da im Cöpenicker Wald Bündnisverhandlungen zwischen
ihm und dem Kurfürsten Georg Wilhelm stattfanden.
Im Jahr 1633 fiel Graf Terzky’s
katholische Liga in Cöpenick ein und plünderte. 1636 – 1640 diente Cöpenick
abwechselnd als Lager für die Armee des schwedischen Obergenerals Wrangel von
Salmis und dem brandenburgischen Söldnerführers Goldacker.
Cöpenick war anschließend völlig
mittellos, verwüstet und entvölkert. Von 91 Bürgerstellen waren nach dem Krieg
noch 14 vorhanden. Im Kietz überlebten von 30 Familien nur 13. In Rahnsdorf und
Schmöckwitz überlebten fast alle Einwohner, allerdings war Schmöckwitz
abgebrannt. In Cöpenick wurde der Rathausbesitz, Innungsstücke, Kircheigentum
und die Kirchenbücher geplündert.
Nach dem Westfälischen Frieden wurde in
Cöpenick die Wirtschaft und die Bevölkerungspolitik, durch das Wirken des
Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, angekurbelt. Seit der Entwicklung des
Brandenburgischen Staates wurden die Grenzen mit einem ständigen
Militäraufgebot geschützt.
Dem Amt Cöpenick wurden weitere Dörfer
unterstellt: Biesdorf, Marzahn, Mahlow, Mahlsdorf, Bohnsdorf, Glienicke,
Friedrichsfelde und das Lehngut Schmöckwitz. 1674 wurde das Amt auf die
östliche Seite der Stadt, außerhalb der Dahmeinsel verlagert.
Das Jagdschloss wurde 1677 abgerissen und
durch das, heute noch bestehende, Barockschloss ergänzt.
Ab 1677 wurden durch den Königlichen
Forst Allen nach Glienicke, zu den Müggelbergen und zum Adlergestell angelegt.
Von 1679 bis 1683 wählte Kurprinz
Friedrich III. das Schloss Cöpenick als Wohnsitz, zusammen mit Elisabeth
Henriette von Hessen-Kassel.
Die intime Schlosskapelle, gegenüber dem
Schloss liegend, errichte Arnold Nering im Jahr 1684. Sie wurde am 6.1. 1685
eingeweiht.
In der Altstadt bekam der Apotheker
Johann Georg Neugebauer am 7.9. 1683 vom Kurfürst Friedrich Wilhelm die
Erlaubnis zur Führung einer „Amts- und Stadtapotheke“ (königlich privilegierte
Stadtapotheke).
1686 wurden die ersten Kolonien von
französischen Einwanderern (Hugenotten) gegründet. Kurfürst Friedrich Wilhelm
kaufte am Spreeufer ein Stück Land und gab den Einwanderern die „Freiheit“,
d.h. sie hatten keine Abgaben zu leisten. Die erwartete Gegenleistung war
wirtschaftliche Initiative und Erträge. Die Berufe der Einwanderer waren zum
Beispiel Gärtner, Lohgerber, Tuchmacher oder Bierbrauer.
(Das Grundstück ist heute die Straße
„Freiheit“ gegenüber der Baumgarteninsel.)
1700 bis 1900
In Brandenburg durften 2 Städte die Seidentafte mit staatlicher
Unterstützung herstellen, Cöpenick war eine von ihnen. Die Textilmanufaktur war
das führende Gewerbe in der Stadt. Mehrere französische Einwanderer gründeten
Seidenspinnereien, darunter Francios Guillermin und André Simond.
Cöpenicks Ackerbau schwand langsam dahin, aber 14 Ackerbauer schlossen
sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen (Wröhe).
20 Emigrantenfamilien aus der Pfalz errichten im Jahr 1747 das Dorf
Müggelsheim.
Die Kolonie „Grüne Aue“ wurde von nur 4 Familien aus der Gegend um
Mannheim gegründet. Sie legten im August 1749 einen Amtseid ab, das war der
Grundstein für das heutige Grünau.
Ab 1753 erbaute Johann Friedrich von Pfeiffer eines
der größten Spinnerdörfer in der Gegend für ca. 100 Familien. Es sollte
ursprünglich Friedrichsgnade heißen, hieß aber ab dem 29.5. 1753
Friedrichshagen.
Im Jahr 1760 schütze eine Garnison Soldaten die
Stadt Cöpenick vor den im 3. Schlesischen Krieg vorrückenden russischen
Truppen.
Im Jahr 1766 wurde erstmals die Stadtschule an der
Ecke Kirch-/Schlossstrasse erwähnt.
Ebenfalls 1766 wurde auf einem Weinberg das Schloss
Bellevue errichtet.
(Im Jahr 1919 erwarb die Stadt Cöpenick das Schloss,
1927 zog das Cöpenicker Steueramt ein. Das Schloss wurde am 26.2. 1945 durch
Bomben zerstört und nach dem Krieg abgerissen. Heute befindet sich ein
Spielplatz auf dem Schlossfundament im Bellevuepark an der Friedrichshagener
Straße.)
Im Oktober 1806 besetzten Napoleons Truppen
Cöpenick. Der Aufenthalt der Truppen, vom 14.10. 1806 – 22.11. 1808, brachte
Cöpenick durch Quartierforderungen, Versorgung und Beköstigung an den Rand des
finanziellen Ruin. Die Kosten beliefen sich damals auf 32226 Taler.
1812 kehrten die Truppen zurück, beim Rückzug der
französischen Armee abermals. Der wirtschaftliche Fortschritt Cöpenicks stand
still.
Cöpenick entwickelte sich nach den
Stein-Hardenbergschen Reformen wieder zu Gunsten der Wirtschaft. Aufschwung war
in Gewerbe, Landwirtschaft und Industrie zu verzeichnen.
Am 24.03. 1809 wählen 171 männliche Einwohner
Cöpenicks eine Stadtverordnetenversammlung, die ihre Interessen vertrat. Die
Amtsperiode der Stadtverordneten und des Bürgermeisters betrug 6 Jahre. Die
Stadt hatte nun die Verwaltung inne, der Steuerrat verschwand.
1812 wurde das Amt Cöpenick aufgelöst. Das Amt
Mühlenhof übernahm dann die Polizeiaufsicht und Steuerbehörde gegenüber
Friedrichshagen, Müggelsheim, Grünau, Schmöckwitz, Schmöckwitz-werder,
Rauchfangswerder, Kietz und Schönerlinde.
Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden erste
Dorfschulen. Rahnsdorf, Friedrichshagen, Grünau, Müggelsheim und Schmöckwitz
bildeten eigene Schulverbände. Die Klassen waren allerdings vollkommen
überfüllt. In Cöpenick existierte eine viertklassige Stadtschule, eine Armen-
und eine Fabrikschule.
Friedrich Wilhelm IV. und Königin Elisabeth weihten
am 21.5. 1841 die neuerbaute St. Laurentiuskirche ein.
Wirtschaftlich ging es für Cöpenick weiter bergauf.
1827/28 wurde auf dem Dammfeld aus einer bereits bestehenden Mühle die
Kefersteinsche Papierfabrik, diese nutzte Dampfkraft als Antriebsenergie. Im
Jahr 1826 wurde eine Schwefelsäurefabrik des Chemiefabrikanten Krüger auf dem
Amtsfeld errichtet, weitere Fabrikgründungen anderer folgten, Dank der
Erfindung der Dampfmaschine.
Henriette Lustig eröffnete 1837 am Alten Markt die
erste Lohnwäscherei der Stadt, der Grundstein für den Ruf Cöpenicks als die
„Waschküche Berlins“.
Am 23.10. 1842 wird der Bahnhof Cöpenick eröffnet.
Der Bahnhof Friedrichshagen (1849) und Grünau (1866)
folgten.
1844 entstand ein Schulneubau in der Straße
„Freiheit“.
Cöpenicks Bevölkerung wuchs in 50 Jahren um 50%.
1800 lebten in der Stadt Cöpenick knapp 1400 Einwohner, welche im Jahr 1858 auf
knapp 3000 Einwohner anwuchsen.
J.L. Wolff gründete 1869 am Dahmeufer die
Marienglashütte, daraufhin entstand südlich und östlich um den Kietz herum die
Kietzer Vorstadt. Ebenfalls 1869 gründete sich das Wäschereiunternehmen
‚Landrock’ (daraus bildete sich 1968 die Firma REWATEX, heute WARETEX).
Zur gleichen Zeit entstanden die Marienstraße,
Luisenstraße, Dorotheenstraße und die Villenkolonie Wendenschloss.
Im Jahr 1871 wurde Wilhelm Gustav Borgmann
Bürgermeister, er bekleidete dieses Amt 33 Jahre lang.
Ebenfalls 1871 verlegten die Brüder Carl und William
Spindler das 1832 gegründete Wäschereiunternehmen „Anstalt zur Chemischen
Reinigung, Wäscherei und Färberei“ von
Berlin nach Cöpenick. Die Cöllnische Vorstadt entwickelte sich. Es entstanden
Personal- und Arbeiterwohnhäuser. Das Gebiet wurde Spindlersfeld genannt.
In Cöpenick grassierte zur gleichen Zeit die
Tuberkulose, die Säuglingssterblichkeit war sehr hoch. Daraufhin wurde 1874 das
erste städtische Krankenhaus von Cöpenick erbaut. Im gleichen Jahr entsteht das
Standesamt Cöpenick.
Der Gutsbezirk Cöpenick und die Lange Brücke
gehörten ab sofort zu Cöpenick. (Schönerlinde kam 1879 dazu.)
1875 erbauten A. Eveking und J. Schewe das Wohn- und
Bürohaus der Cöpenicker Bank.
Die freiwillige Feuerwehr Cöpenicks gründet sich
1876.
1877 wurde der Schulbetrieb des „Töchterschulhaus“
am Alten Markt 2 aufgenommen.
Im Jahr 1879 übernimmt das Amtsgericht Cöpenick
seine Aufgaben. Amtsitz war zusammen mit einer Haftanstalt in der Freiheit 16.
Carl Spindler gründete den Spindlersfelder
Ruderverein (1878) und ein Flussbad (1890).
Im Werk von Spindler arbeiteten 1882 bereits 1800
Menschen.
1883 wurde die „Töchter-Mittelschule“ eröffnet. Die
Bahnstrecke Spindlersfeld – Niederschöneweide wird 1892 eingeweiht, sie wurde
von Spindler aus wirtschaftlichem Interesse finanziert. Er errichtete
werkseigene Sozialeinrichtungen und eine Betriebskrankenkasse. 1889 errichtet
er den ersten Aussichtsturm auf den Müggelbergen. Dafür und für viele andere
Aktivitäten für Cöpenick, wurde er 1898 Ehrenbürger der Stadt Cöpenick.
1889 wurde in Cöpenick eine private Gasanstalt
erbaut, diese ging 10 Jahre später in den Besitz der Stadt Cöpenick über. Ab
1889 wurden die Straßen von Cöpenick mit Gas beleuchtet.
Vor 1892 verkehrte ein Pferdeomnibus vom
Schlossplatz zum Bahnhof Cöpenick, diese wurde dann durch die „Cöpenicker
Pferdebahn“ ersetzt.
1895 errichtet das Bankhaus „Sörgel, Parrisius &
Co.“ 10 neue Straßen in der Nähe des Bahnhofs. Die Bahnhofstraße wurde
daraufhin zum Einkaufszentrum der Dammvorstadt.
1898 wird der Ortsteil Kietz nach Cöpenick
eingemeindet.
Um 1900
entstanden die Flemmingstraße, Gutenbergstraße, Färberstraße, Mentzelstraße und
Berliner Straße (heutige Oberspreestraße).
1900 bis 2002
Am 18. Oktober 1902 starb in Cöpenick Carl Spindler.
Am 11. August 1903 löste die elektrische Straßenbahn
die „Cöpenicker Pferdeeisenbahn“ ab.
Hugo Schüßler war es, dem Cöpenicker Stadtgebiet im
Jahr 1904 das erste Kanalisationsnetz brachte. Er kämpfte dafür 10 Jahre.
Ebenfalls wird das neuerbaute Rathaus Cöpenick, an alter Stelle (Schloßstraße,
heutige Straße Alt-Köpenick), eröffnet.
Der Teltowkanal wird 1906 eröffnet. Ebenfalls 1906
wurde der Betriebshof der Straßenbahn in der Wendenschlossstrasse in Betrieb
genommen.
1800 Arbeiter traten am 1. Mai 1906 in einen
5-wöchigen Streik in den Spindlerwerken.
Am 16.10. 1906 raubte der arbeitslose Schuster
Wilhelm Voigt, verkleidet als Hauptmann, die
Cöpenicker Stadtkasse aus dem Rathaus und lässt den
Bürgermeister Dr. Georg Langerhans und seinen Kassenmeister für kurze Zeit
verhaften und nach Berlin bringen.
Am 26. Oktober wurde er verhaftet und zu 4 Jahren
Gefängnis verurteilt. Nach seiner Freilassung war der „Hauptmann von Cöpenick“
populär. Der Bürgermeister musste sein Amt niederlegen, konnte es aber nach
einem Vertrauensvotum der Stadtverordneten wieder aufnehmen.
1907 wurde unterhalb der Müggelberge das erste
Wasserwerk errichtet, ein Projekt von Hugo Kinzer.
Im gleichen Jahr wurde die Straßenbahn vom Bahnhof
Cöpenick nach Mahlsdorf verlängert, 1909 nach Grünau und nach Adlershof 1912.
Cöpenick hatte im Jahr 1910 knapp 31000 Einwohner
(Oberschöneweide knapp 21000, Friedrichshagen knapp 14000, Grünau knapp 3000).
1911 fand im Restaurant Müggelschlößchen in
Friedrichshagen ein Treffen der „Freien Jugendorganisation“ statt. Rosa
Luxemburg warnte dort vor einem bevorstehenden Weltkrieg.
Im Jahr 1912 wurde der „Zweckverband für
Groß-Berlin“ gegründet und für Cöpenick die Bezeichnung „Berlin-Coepenick“
eingeführt. Cöpenick musste ohne vorherige Befragung, kraft eines Sondergesetzes,
diese Gemeinschaft eingehen. Die Stadt Cöpenick gehörte dem Verband als
selbstständiges Mitglied an. Friedrichshagen, Oberschöneweide, Grünau,
Müggelheim, Rahnsdorf, die Gutsbezirke Cöpenick Forst, Grünau-Dahme-Forst und
Wuhlheide waren nur darin vertreten.
In den Jahren 1913/14 entstanden die Wohnsiedlungen
Dammfeld, Elsengrund, Wolfsgarten und Uhlenhorst, alle in der Nähe des
Bahnhofs.
Am 3. Januar 1914 öffnete das Krankenhaus Cöpenick.
Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges fand am 5. 4. 1914
eine außerordentliche Sitzung des Magistrats von Cöpenick statt. Er beschloss
unter anderem, die sofortige Organisierung einer Verwundeten- und
Krankenpflege.
Im Oktober 1914 kamen mehr Verwundete nach Cöpenick.
Sie wurden im Kreiskrankenhaus und in eingerichteten Lazaretten in
Spindlerfeld, Rahnsdorf, Hirschgarten und in der Wuhlheide versorgt.
Die „Kriegsamtsstelle in den Marken“ ordnete 1915
die Brotrationierung und Lebensmittelkarten für Milch, Fleisch, und Butter an.
Der Bürgermeister von Cöpenick, Georg Langerhans,
wurde 1915 einberufen. Er fiel kurz vor Kriegsende.
Der Winter 1916/17 war sehr streng. Es herrschten
bei –25°C Hunger und Kälte über die Einwohner von Cöpenick, da die
Kartoffelvorräte erfroren waren. Schulen konnten nicht mehr beheizt werden und
schlossen.
Am 16. April 1917 schlossen sich 23000 Arbeiter in
Oberschöneweide dem Streik der Berliner Rüstungswerke an.
Alexander Futran wurde 1917 zum Vorsitzenden der
Cöpenicker USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) gewählt.
Am 8. November 1918 trafen sich in der Köllnischen
Heide revolutionäre Arbeitertrupps (im Sinne von USPD und Spartakusgruppe) und
beschlossen an die Arbeiter Waffen auszuteilen. Wichtige Stützpunkte dieser
Gruppen, deren Vorsitzender seit dem 6.11. Karl Müller war, waren z.B. im
Kabelwerk Oberspree, Flugplatz Adlershof-Joachimsthal, Kabelwerk
Wilhelminenhof.
Bereits am 9. November hissten die bewaffneten
Arbeitertrupps rote Fahnen auf die Rathäuser von Cöpenick und Friedrichshagen.
Am gleichen Tag rückte Major Houben von Cottbus nach Cöpenick ein, um eine
„Revolution von links“ und bewaffnete Zusammenstöße zu verhindern. Um die
Arbeiter zu besänftigen erließ er 10 Anweisungen für die Bürger Cöpenicks und
Umgegend: z.B. 1. die militärische Gewalt liegt beim Soldatenrat, 2. die Waffen
werden in die Verwaltung einer Kommission gegeben, 4. die Lebensmittelkontrolle
wird unter Gemeinschaftskontrolle gestellt, 5. Plünderungen werden
standrechtlich bestraft.
Das „Cöpenicker Dampfboot“ (Regionalzeitung) meldete
am 11.11. 1918 sinngemäß: „es habe keine blutigen Zusammenstöße gegeben, jedoch
viele Versammlungen mit roten Fahnen.“
Nach den erkämpften demokratischen Verhältnissen in
Deutschland, fand am 19.1. 1919 die erste allgemeine, gleiche, freie, geheime
Wahl (erstmals Wahlrecht für Frauen) statt. In Cöpenick siegten die
Sozialdemokraten.
Am 27.4. 1920 wurde in der Preußischen
Landesversammlung das „Gesetz über die Bildung einer Stadtgemeinde Berlin“
(Groß-Berlin-Gesetz) mit knapper Stimmenmehrheit verabschiedet. Es trat am
1.10. 1920 in Kraft. Somit war Cöpenick seit dem 1. Oktober 1920 nach 700
Jahren Eigenständigkeit nach Berlin eingemeindet und wurde der 16.
Verwaltungsbezirk Groß Berlins, genannt Berlin-Coepenick. Es gab in Cöpenick
viele Gegner aber auch Befürworter der Eingemeindung. Die konservativen
Parteien waren dagegen und gründeten bereits im März 1920 eine Bewegung unter
dem Motto „Los von Berlin“. Es nützte allerdings nichts.
Der Kapp-Putsch (vom 13.-17.3. 1920, rechtsradikaler
Umsturzversuch unter W. Kapp und anderen, scheiterte nach wenigen Tagen wegen
eines Generalstreiks) hatte auch Auswirkungen auf Cöpenick. Man versuchte in
Cöpenick durch Bildung eines „sozialistischen Verteidigungskomitees“ die Putschisten
abzuwehren. Linke Mitglieder von USPD und KPD bildeten, unter Alexander Futrans
Leitung, die sogenannte „Rote Armee“. Diese „Rote Armee“ schützte Cöpenick vor
Missbrauch von Nachrichtenämtern und anderen Ämtern durch die Putschisten. Die
Putschisten entfachten nach ihrer Vertreibung blutige Gefechte in Adlershof und
Spindlersfeld. Auch von der Spree aus wurde auf Cöpenick geschossen. Futran
übernahm die Führung des Generalstreiks in Cöpenick. Auf Drängen des
Bürgermeisters Ludwig Behnke (MSPD) befahl er am 20. 3. 1920 den Arbeitern die
Waffen niederzulegen. Daraufhin rückte die Reichswehr in Cöpenick ein.
Alexander Futran wurde noch am selben Tag in der Grünauer Straße standrechtlich
erschossen.
Zwischen 1920 und 1922 wurden 3 Sammelschulen in Cöpenick
eingerichtet, 2 davon in Oberschöneweide. In diesen Schulen gab es kein
Religionsunterricht.
Anfang 1921 beantragten die Kolonien Hessenwinkel
und Rauchfangswerder die Ausgemeindung aus Berlin. Im März beantragten
daraufhin die Bürgerblockanhänger („Los von Berlin“) von Cöpenick,
Friedrichshagen, Müggelheim, Rahnsdorf, Schmöckwitz, Grünau und Grünau-Dahme-Forst ebenfalls die
Ausgemeindung.
Im April 1921 nahm das Bezirksamt Cöpenick seine
Arbeit auf.
Die Reihenhäuser Cardinal-/Oettingstraße entstehen
von 1922 bis 1924.
Die „Glanzfilm AG“ (heutige ‚Fotochemische Werke
GmbH’) in der Friedrichshagener Straße wurde unter finanzieller Beteiligung der
Kodak AG gegründet.
Aufgrund der finanziellen Situation 1923 in Cöpenick
gaben die Gemeinden die Ausgemeindung aus Berlin auf.
Im Dezember 1923 gab es in Cöpenick knapp 3800
registrierte Arbeitslose.
1924 wurde Cöpenicks erste Volksküche eröffnet. Im
gleichen Jahr fusionierten die Spindler-Werke mit dem Schering Konzern.
Es entstanden gesundheitliche Beratungsstellen,
daraufhin sank die Säuglingssterblichkeit um 5%.
1925 kandidierte Gustav Venter bei der Wahl zur
Bezirksverordnetenversammlung für die „Deutsch-Völkische-Freiheitspartei“. Er
schaffte es jedoch nicht in die BVV, gab sein Vorhaben 1929 auf, denn die
Anhänger waren inzwischen bei der NSDAP.
Die Bebauung der Kirdorfstraße (heutige
Seelenbinderstraße), die Mittelheide, ebenso das Kietzer Feld und die Bauten an
der Mahlsdorfer Straße entstanden nach 1926.
Im Jahr 1926 formierte sich die NSDAP in Cöpenick.
Der Spreetunnel in Friedrichshagen wurde am 27. Mai
1927 für die Benutzung freigegeben.
Im Jahr 1929 wurde der S-Bahnhof Sadowa in S-Bahnhof
Wuhlheide umbenannt.
Anfang der dreißiger Jahre wurde der Volkspark
Wuhlheide neu angelegt (Sport- und Spielwiese, Volkstanzgarten, Waldtheater,
Rodelberg u.a.).
1929/30 wurde das Terrassengebäude im Strandbad
Müggelsee gebaut.
Der Polizeipräsident von Berlin erließ für den 1.
Mai 1929 ein Demonstrationsverbot. In Oberschöneweide kam es dennoch, wie auch
in vielen anderen Teilen Berlins, zu Demonstrationen bei denen es zu
Zusammenstößen mit der Polizei kam.
1931 eröffnete das Naturtheater Friedrichshagen.
Am 25. Februar 1932 sprach der Berliner Gauleiter
Joseph Goebbels in Rahnsdorf, Friedrichshagen, Cöpenick und Grünau. Bei der
Wahl im April schnitt die NSDAP in Cöpenick mit 35,1 % der Wählerstimmen ab,
war somit die zweitstärkste Partei.
Vom 3. – 7.11. 1932 legte die BVG-Belegschaft den
Cöpenicker Nahverkehr lahm.
Die SA errichtete inzwischen in Cöpenick ihrer Sturmlokale. Zum Beispiel in der
Wendenschlossstraße 122 (heute Nr. 390), Mahlsdorfer Straße 62-65,
Elisabethstraße 23 (heutige Pohlestraße 13), Kaiserin Augusta Viktoria Straße
15 (heutige Puchanstraße) u.s.w.
Im Februar 1933 wurde die KPD illegalisiert. Die
Bezirksverordnetenversammlung wurde aufgelöst, unerwünschte Mitarbeiter
entlassen und durch NSDAP-Mitglieder ersetzt.
In die Jugendheime Friedrichshagen, Grünau,
Karolinenhof und Oberschöneweide zogen die Hitlerjugend und das Jungvolk ein.
Die Nazis beklebten am 1.4. 1933 alle jüdischen
Geschäfte mit roten Plakaten auf denen stand: „Deutsche! Kauft nicht bei
Juden!“
Am 21. Juni 1933 durchkämmten SA-Stürme die
sogenannten „roten Wohnviertel“ von Cöpenick und Friedrichshagen. Etwa 200
Personen wurden verschleppt. Sie wurden in die SA-Sturmlokale verschleppt und
gefoltert. Prominente Opfer dieses Tages und der Nacht waren z.B. Johannes
Schmaus (Gewerkschaftssekretär, wurde im eigenen Haus aufgehangen) und Johannes
Stelling (Reichstags- und Landtagsabgeordneter der SPD). Weitere 4
SPD-Mitglieder, 9 Kommunisten und 7 weitere Männer wurden getötet. In den
Folgetagen wurden weitere Menschen gequält und gefoltert. Diese Tage gingen als
„Cöpenicker Blutwoche“ in die Geschichte ein.
Für 3 SA-Männer, die während der Verhaftung von J.
Schmaus erschossen wurden, hielt J. Goebbels eine Trauerrede auf dem Friedhof
in der Rudower Straße. Über die Greueltaten der SA wurde bis zum Kriegsende der
breiten Öffentlichkeit nichts bekannt. Nach Kriegsende mussten sich einige
SA-Männer in 3 Gerichtsprozessen ihrer Verantwortung stellen.
Ab Juli 1934 übernahm die nationalsozialistische
Volksfürsorge die Arbeit des Wohlfahrtsamts.
Im Frühjahr 1936 wurde der Gosener Kanal
fertiggestellt.
In diesen Jahren gab es eine Reihe von Baumaßnahmen
in Cöpenick, z.B. Schulen, Feuerwehr- und öffentliche Dienstgebäude.
5 von 7 möglichen Goldmedaillen holten sich die
deutschen Ruderer bei den Wettkämpfen auf der Regattastrecke Grünau bei den
Olympischen Spielen 1936.
Der Wohnungsbau kam nach einem gewissen Aufschwung
(Kietzer Feld, Neu-Venedig, Müggelheim) 1938 zum Erliegen.
Am 9. November 1938, in der Reichskristallnacht,
ging die jüdische Synagoge in der Straße Freiheit in Flammen auf. Ebenfalls
wurden jüdische Geschäfte verwüstet, besonders in der Wilhelminenhofstraße,
Grünstraße, Alt-Köpenick und Friedrichstraße (heutige Bölschestraße).
Nur 108 von 800 Cöpenicker Juden überlebten den
Holocaust.
Es gab in Cöpenick bereits weit vor Kriegsausbruch
Widerstand gegen das Hitler-Regime, z.B. von Karl Mülle, Otto Linke, Otto
Sperling, Wilhelm Firl, Karl Frank, Anton Saefkow, Fritz Plön, Rudolf
Mandrella.
Die ersten Bomben des zweiten Weltkrieges fielen in
der Nacht vom 28. zum 29. August 1940 auf Grünau und Müggelheim. Nach der
Bombardierung von Cöpenick im Oktober 1940 gab es 10 Tote und 137 Ausgebombte.
Am 21.6. und 6.8. 1944 wurde das Industriegebiet von Oberschöneweide durch
flächendeckende Bombardierungen stark zerstört, dabei wurde das Kabelwerk
Wilhelminenhof zerstört. Besonders schwere Angriffe erfolgten am 27. und 28.
Februar 1945, danach brannte es in ganz Cöpenick und Friedrichshagen.
Müggelheim und Rahnsdorf wurden ebenfalls bombardiert, es gab an diesen 2 Tagen
88 Tote zu verzeichnen. Der letzte und unsinnigste Bombenangriff auf Cöpenick
war am 20.4. 1945. Alle Ortsteile wurde dabei mit Sprengbomben bombardiert.
Am 21.4. wurde Rahnsdorf von der Roten Armee
eingenommen. Die Nazis wollten in letzter Minute dem Feind nichts überlassen
und versuchten vieles zu vernichten. Einige mutige Cöpenicker konnten dies
verhindern. Zum Beispiel verhinderte der Besitzer des Müggelturms die Sprengung
des Turms, kurz darauf verhinderte die Rote Armee die Erschießung des Mannes.
Die Sprengung der Langen Brücke konnte ein Arbeiter verhindern. Dennoch wurde
in den letzten Kriegstagen vieles zerstört oder beschädigt, z.B. der Bahnhof
Cöpenick (beschädigt), die Dammbrücke (beschädigt), die Trekowbrücke und der
Kaisersteg (beide gesprengt).
Die führenden Nazis haben Cöpenick am 22.4.45 Richtung
Westen verlassen. Der zweite Weltkrieg war mit der Einnahme des gesamten 16.
Verwaltungsbezirks am 24.4. 1945 von der Roten Armee für Cöpenick beendet.
Nach dem Krieg herrschte in Cöpenick Hunger und
fehlende medizinische Versorgung. 30000 Ausgebombte lebten auf der Straße.
Das Rathaus Cöpenick wurde zum „Haus der roten
Armee“. Am 5. Mai 1945 wurde Gustav Kleine von Oberstleutnant Titok zum
Bürgermeister ernannt. Sein Dienstgebäude und das der Zivilverwaltung war für 1
½ Jahre in der Freiheit 15, die sowjetische Bezirkskommandantur in der
Wendenschlossstraße 130. Das Gebiet zwischen der Mahlsdorfer und der Gehsener
Straße wurde zum Sperrgebiet erklärt, die Bewohner evakuiert und die
Besatzungsmannschaften einquartiert. Ebenfalls war in Friedrichshagen zwischen
Assmannstraße, Peter-Hille-Straße und Lindenallee eine „Sowjet-Siedlung“. In
Wendenschloss, zwischen Lienhardstraße und Möllhausufer wurden die Bewohner
ebenfalls umquartiert, verloren dabei ihren gesamten Besitz. Dort wurde der
Frontstab der 1. Belorussischen Front einquartiert.
Alle Männer und Frauen die älter als 14 Jahre waren,
mussten sich am 9.5.45 beim Bezirksamt zum Arbeitseinsatz für
Aufräumungsarbeiten registrieren lassen.
Am 5. Juni 1945 trafen sich in der „Waldgaststätte“
in der Niebergallstraße in Wendenschloss die Oberkommandierenden der
Besatzungsmächte, G.K. Shokow, D.D. Eisenhower, B. Montgomery und le Lattre de
Tassigny. Sie beschlossen unter anderem die gemeinsame Übernahme der
Regierungsgewalt und das Besatzungsregime in Deutschland.
Im Juni öffneten KPD und SPD ihre Parteibüros, die
CDU-Cöpenick und der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“-Cöpenick (FDGB) bildete
sich.
Die sowjetische Besatzungsmacht montierte alle noch
funktionstüchtigen Maschinen und Anlagen und brachte sie in die Sowjetunion,
z.B. aus den AEG-Werken in Oberschöneweide und der Glanzfilm AG, ebenso wurden
Experten in die Sowjetunion für 5-10 Jahre zwangsverschickt.
Am 21. Juni 1945 wurden alle noch geöffneten Schulen
in Cöpenick geschlossen. Im Oktober 1945 normalisierte sich der Schulbetrieb,
mit neuem Schulmaterial und meist sehr jungen Lehrern, wieder. Ebenfalls wurde
im Oktober das Königin-Elisabeth-Krankenhaus in Oberschöneweide zum
sowjetischen Militärkrankenhaus erklärt (dies blieb es bis 1994).
Am 8. September 1945 fand im Kino Forum in der
Parisiusstraße eine Trauerfeier für die 410 Cöpenicker Opfer des Faschismus
statt.
Ein großes Problem in Cöpenick war die
Verkehrssituation. Rauchfangswerder, Schmöckwitz, Rahnsdorf und Friedrichshagen
waren vorübergehend nicht zu erreichen. Es fuhr nur eine Straßenbahn (Linie 87)
in Cöpenick und zwar von der Bahnhofstraße zur Nalepastraße. Die S-Bahn fuhr ab
Spindlersfeld. Vom Bahnhof Cöpenick fuhr bis 1948 keine S-Bahn, die Gleise waren abmontiert und
die Schwellen verbrannt worden.
Die Kreisdelegiertenversammlungen von KPD und SPD
stimmten in Cöpenick im April 1946 für einen Zusammenschluss zur SED. Bei der
Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung am 20.10. 1946 bekam die SPD 37,9 %, die
SED 29,2 % und die CDU 22,9 % der Stimmen.
Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation
und Armut bildete sich rasch ein Schwarzmarkt in der Bahnhofstraße.
Die einstigen Firmen wurden in Sowjetische
Aktiengesellschaften umgewandelt, z.B. das C.J. Vogel Kabelwerk, das Kabelwerk
Oberspree, die Akkumulatorenfabrik Oberschöneweide, die Glanzfilm AG. Sämtliche
Erträge waren Wiedergutmachungs- und Reparationszahlungen.
Ab dem Jahr 1947 fuhr wieder eine Straßenbahn in die
Berliner Innenstadt.
Vom 25.–28.6. 1948 fand der Geldumtausch der Währungsunion
in der Zweigstelle des Berliner Stadtkontors statt.
Nach der Gründung der DDR am 7.10. 1949 wurde das
Gebiet in Wendenschloss, welches von den Besatzern okkupiert wurde, geräumt und
anschließend saniert.
Im Jahr 1950 wurde aus der GEMA in der
Wendenschloßstraße das ‚VEB Funkwerk Köpenick’. Dort wurden mit der
Industrievereinigung ‚Radio- und Fernmeldetechnick (RFT)’ Funkeinrichtungen,
wie z.B. der Sender an der Mahlsdorfer Straße (Cöpenick-Nord), gebaut.
1951 begann der Neubau von Wohnungen in ganz
Cöpenick, z.B. im Kietzer Feld, Gehsener Straße, Friedrichshagen,
Oberschöneweide, Spindlersfeld u.s.w., ebenso wurde der „Pionierpark Ernst
Thälmann“ in der Wuhlheide (heutiges FEZ) eröffnet.
Cöpenick wurde wieder zu einem Wirtschaftsstandort,
allerdings unter planwirtschaftlichen Bedingungen, z.B. VEB Fotochemische
Werke, VEB Chemische Werke Grünau, Schmöckwitzer Reifenwerk, Werk für
Fernmeldetechnik und Akkumulatorenfabrik.
1952 wurde das „Erich Weinert Kulturhaus“ (heutiges
Europa-Haus) eröffnet.
1953 wurden in den Betrieben verschärfte Normen
eingeführt – in dem Sinne ‚mehr arbeiten fürs gleiche Geld’ – . Den Arbeitern
gefiel dies nicht, ebenso nicht die teils stalinistisch geführten Partei- und
Gewerkschaftsleitungen. Am Morgen des 17. Juni 1953 traten die Arbeiter die zur
Arbeit erschienen in den Streik. In der Wilhelminenhofstraße formierte sich ein
Demonstrationszug von mehreren tausend Arbeitern in Richtung Innenstadt. Am
Mittag griffen die sowjetischen Truppen in den Aufstand ein und verhängten den
Ausnahmezustand. Die „Rädelsführer“ dieses Aufstandes wurden am 18.6. in den
Betrieben verhaftet und zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Am 19.5. 1958 brannte der Müggelturm vollständig ab.
Nachdem am 13. August 1961 die Berliner Mauer
errichtet wurde, stationierte man in Hessenwinkel am Fürstenwalder Damm eine
Kaserne der Grenztruppen der DDR. Gleich nebenan war bereits seit 1956 das
Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS),
welches 1961 erweitert wurde. Die Stadtbezirksgeschäftsstelle des MfS befand
sich in der Friedrichshagener Straße.
Am 31. Dezember 1961 wurde der neue Müggelturm
eingeweiht.
Im Jahr 1963 zog die Kunstgewerbesammlung der
Staatlichen Museen zu Berlin in das Schloss Cöpenick.
1966 öffnete das „Heimatgeschichtliches Kabinett“.
Im Jahr 1971 begannen die Bauarbeiten des
Wohnviertels auf dem Amtsfeld. Es wurde dafür eine Kleingartenanlage abrissen.
Die Bauarbeiten zogen sich bis in die 80iger Jahre hin, das Gebiet ist heute
das Allende-Viertel I und II.
1974 wurde aus dem „Heimatgeschichtliches Kabinett“
das heutige ‚Heimatmuseum Köpenick’.
In den Jahren 1976–78 entstand das Strandbad
Rahnsdorf. Die Gaststätte „Rübezahl“ am Müggelsee entstand im Jahr 1977. 1981
wurde die Gaststätte „Müggelseeperle“ eingeweiht.
Die Dammbrücke wurde von 1984–86 umgestaltet.
Die Unzufriedenheit der Bürger der DDR war auch in
Cöpenick zu spüren. Es bildeten sich Widerstandsgruppen gegen das totalitäre
System der SED. Ein Schwerpunkt des Widerstandes, vor allem gegen den
Wahlbetrug der Kommunalwahlen im Mai 1989, war in der Christus-Kirche in
Oberschöneweide. Dort fanden Versammlungen vom Neuen Forum, SDP, Grüne Partei,
Demokratie jetzt, Demokratischer Aufbruch u.a. statt.
Der gebildete „Runde Tisch“ im Rathaus Cöpenick
löste sich nach einem halben Jahr selbst auf.
Nach der Einheit Deutschlands, am 3.10. 1990, floss
mehr Geld nach Cöpenick. Im Oktober 1991 wurden die Siedlungen im Kietzer Feld
an die Kanalisation angeschlossen.
1992 gründete sich die „Fischerinnung e.V.“ neu, im
April wurde das ‚Stadttheater Cöpenick’ wiedereröffnet.
Am 25. Juli 1993 veranstaltete die Russische
Berlin-Brigade eine Parade zu ihrem Abschied aus Cöpenick.
Im November 1995 begann die Sanierung des
Müggelturms, am 16.10. 1996 wurde das „Hauptmann von Köpenick“ – Denkmal, 90
Jahre nach seiner „Köpenickiade“, vor dem Rathaus eingeweiht.
Die Gaststätte ‚Marienlust’ brannte am 11.1. 1995
restlos ab. Am 23. Oktober 1995 eröffnete das Einkaufszentrum ‚Forum Köpenick’.
Das ‚Naturtheater Friedrichshagen’ wurde im Jahr
1998 wiedereröffnet.
Am 2. 10. 1999 wurde das restaurierte Fachwerkhaus
am Alten Markt 1 in Form des „Heimatmuseum Köpenick“ der Öffentlichkeit zur
Verfügung gestellt.
In der Silvesternacht 2001/02 brannte das historische
Ausflugsrestaurant ‚Neu-Helgoland’ ab, es ist zwischenzeitlich neu aufgebaut.